Ayurveda – Tanz der Elemente

In Balance mit den Doshas

Die Jahrtausende alte indische Heilkunst „Ayurveda“ stößt auch im Westen auf großes Interesse. Ayurveda ist ein ganzheitlich orientiertes Gesundheitssystem, das seit mehr als 5000 Jahren in Indien und Sri Lanka praktiziert wird. Übersetzt bedeutet es „Die Wissenschaft bzw. das Wissen vom Leben“ –  oder anders ausgedückt: „Sich in der Ewigkeit verlieren, um darin Heilung zu finden….“Die Wurzeln des Ayurveda liegen in den uralten heiligen Schriften der Inder – den Vedas. Sie gelten als die ältesten Aufzeichnungen über die indische Kultur einschließlich der Philosophie. Die ersten Niederschriften über Ayurveda gehen in die Zeit von 1500 bis 1000 v. Chr. zurück. Sie wurden später in den Klassikern Charaka Samhita und Sushruta Samhita zusammengefasst. Diese Texte bilden bis zum heutigen Tag die Grundlage der ayurvedischen Therapieverfahren.

Die ayurvedische Lehre verbreitete sich schon vor 2000 Jahren weit über die Grenzen Indiens hinaus und übte einen starken Einfluss auf die medizinischen Systeme Griechenlands und des römischen Reiches aus. In der heutigen Zeit erlebt Ayurveda in der westlichen Welt einen regelrechten Boom.

Ayurveda basiert auf der Prämisse, dass Krankheit das natürliche Endergebnis ist, wenn man nicht in  Harmonie mit der Natur bzw. Umwelt lebt. Ayurveda versteht, dass Krankheitssymptome die normale Art und Weise des Körpers sind, Disharmonie zu kommunizieren. Mit diesem Verständnis von Krankheiten wird im Ayurveda der Heilungsansatz offensichtlich: Die Harmonie zwischen sich und der Natur wiederherzustellen. Einmal wiederhergestellt, kommt der Körper in Balance, die Symptome verschwinden und  Heilung tritt ein.

Ayurveda versteht jede Person und die Krankheit, die sie manifestiert, als eine einzigartige Einheit. Keine zwei Menschen gleichen einander und auch keine Krankheit. Ayurveda will nicht die Krankheit heilen, sondern den Menschen in Harmonie mit der inneren und äußeren Natur bringen. Dieser Ansatz unterscheidet sich erheblich von der allopathischen Medizin, die nach einem Medikament sucht, das eine statistisch signifikante Anzahl von Menschen für eine bestimmte Erkrankung heilt. Im Ayurveda sucht man einer Behandlung, die eine einzelne Person von ihrem individuellen Krankheitsbild heilt. Da keine Krankheit zwei Menschen auf dieselbe Weise betrifft, sind keine zwei Heilmethoden gleich.

Für den Ayurveda-Therapeuten ist es wichtig, die Individualität des Patienten, die Art der Krankheit und die Art des Heilmittels zu verstehen. Nur dann kann ein Arzt die größtmögliche Pflege leisten. Die Qualitäten der Natur sind entweder schwer oder leicht, kalt oder heiß, stabil oder beweglich, scharf oder stumpf, feucht oder trocken, fein oder grob, dicht oder fließend, weich oder hart, glatt oder rau und trüb oder klar. Unter einer Person, einer Krankheit oder einem Heilmittel wird eine einzigartige Kombination dieser Eigenschaften verstanden. Es ist das Ziel des Ayurveda-Therapeuten, so viele Qualitäten des Menschen wie auch seines Zustands zu verstehen.

Eine Person kann schwer oder leicht sein, sich schnell oder langsam bewegen, sich warm oder kühl fühlen, einen scharfen oder stumpfen Geist haben, feuchte oder trockene Haut haben. Dies sind Beispiele für das Verständnis der Natur einer Person. In ähnlicher Weise kann eine Krankheit wie Arthritis als scharfer oder stumpfer Schmerz definiert werden, wandern (beweglich) oder lokalisiert zu einem oder mehreren Gelenken (stabil), Vasodilatation um das Gelenk (warm) oder Gefäßverengung (kühl) erzeugen. Durch das Verständnis der Darstellung einer Krankheit durch ihre Qualitäten wird die Einzigartigkeit einer Krankheit verstanden.

Pflanzliche Heilmittel werden auch im Hinblick auf ihre Eigenschaften verstanden. Als nahrhafte Substanzen werden schwere Stoffe wie Süßholz bezeichnet. Substanzen, die abbauen, sind leicht, z. B. Rotklee. Einige Kräuter erzeugen Wärme im Körper, z. B. Ingwer, und andere kühlen den Körper, z. B. Kurkuma. Das Grundprinzip der Behandlung im Ayurveda ist es, die Krankheit mit den ihrer Natur entgegengesetzten Eigenschaften zu behandeln. Erkältungskrankheiten werden mit warmen Mitteln behandelt, schwere Krankheiten werden mit leichten Mitteln behandelt und so weiter.

Auf den Typ kommt es an

Ayurveda beschreibt den Menschen als aus fünf Elementen, drei Doshas (biologische Energie), sieben Dhatus (Gewebe) und zahlreichen Shrotas (Kanälen) zusammengesetzt. Die fünf Elemente sind Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde. Diese fünf Elemente, die auch die gesamte Natur ausmachen, sollen nicht wörtlich genommen werden. Sie sind Ideen, die als Elemente beschrieben werden. Sie sind die Vorstellungen von Raum, Bewegung, Wärme, Fluss und Festigkeit. Sie haben die oben genannten Eigenschaften. Die drei Doshas, ​​die biologischen Kräfte, die die Funktionen des Körpers bestimmen, setzen sich aus den folgenden Elementen zusammen.

  • Vata Dosha des Luft-Aspekts – Bioenergie, die sich aus Luft und Äther manifestiert; steht für die Bewegung von Körper und Geist
  • Pitta Dosha des Feuer-Aspekts – Bioenergie, in der Feuer und Wasser sich verbinden; ist zuständig für Verdauung und Stoffwechsel
  • Kapha Dosha des Erd-Aspekts – Bioenergie, in der sich Erde und Wasser verbinden; steht für Stabilität und Struktur
Vata

Das Vata Dosha ist eine biologische Kraft, die alle Bewegungen im Körper steuert. Es besteht aus Äther und Luft und ist leicht, trocken, beweglich und kühl. Menschen, die diese Energie in ihrem Körper dominieren, neigen dazu, diese Eigenschaften zu zeigen. Sie sind meist dünn, haben trockene Haut, fühlen sich leicht kalt an, bewegen sich und sprechen schnell. Sie neigen auch dazu, mehr kalte Emotionen wie Unsicherheit und Angst zu haben. Ein Vata-Dosha-Ungleichgewicht kann sich auf jedes System des Körpers auswirken und zu einer Steigerung dieser Eigenschaften führen. Zum Beispiel wird das Atmungssystem trocken, wie es bei trockenem Asthma und nicht produktivem Husten zu sehen ist. Das Verdauungssystem wird trocken und verstopft, eine Anomalie der Bewegung. Trockenheit kann eine Steinbildung in den Nieren oder der Gallenblase auslösen, und eine Steigerung der Bewegungsqualität von Vata im Nervensystem führt zu einer Übererregbarkeit. Überall im Körper, wo die Vata-Eigenschaften zunehmen, kommt es zu physiologischen Störungen.

Pitta

Pitta Dosha ist eine Kraft, die die gesamte Verdauung im Körper regelt. Es besteht hauptsächlich aus Feuer und ist heiß, hell, scharf und fließend. Es enthält etwas Wasser und ist daher weder sehr feucht noch trocken. Menschen mit viel Pitta fühlen sich warm an und sind weniger von kaltem Wetter betroffen. Sie haben einen rosigen Teint, sind einigermaßen stabil im Gewicht, haben einen mesomorphen Körperbau und können eine scharfe und intensive Persönlichkeit haben. Diese Persönlichkeit neigt dazu, von einer größeren Menge an erregten Emotionen wie Ärger, Groll und Eifersucht in Frage gestellt zu werden. Da Pitta die Verdauung regelt, ist das Verdauungssystem tendenziell stark. Es gibt wenig Probleme, Nahrung zu verdauen. Stuhlgang tritt häufig 2-3x pro Tag auf. Ein Pitta-Dosha-Ungleichgewicht kann sich auf jedes System im Körper auswirken, ist jedoch für Systeme, die viel Feuer enthalten, prädisponiert. Wenn Pitta sich auf ein System auswirkt, baut sich an diesem Ort normalerweise eine größere Hitze auf. Leber, Dünndarm, Blut, Haut und Augen sind Organe, in denen Pitta einen großen Einfluss ausübt. Hepatitis, Übersäuerung, Akne und Entzündungen sind Beispiele für hitzige Pitta-Zustände.

Kapha

Das Kapha-Dosha ist eine biologische Kraft, die das Wachstum im Körper steuert. Es besteht aus Wasser und Erde und ist schwer, feucht, stabil, weich und stumpf. Menschen mit einem Übergewicht an Kapha in ihrem Körper neigen zu Übergewicht, haben dickere, dichtere Knochen und Haut und einen traditionelleren endomorphen Körperbau. Sie neigen auch zu feuchter, geschmeidiger Haut und vollem, dichtem Haar. Die Persönlichkeit dieser Person neigt dazu, entspannt und stabil zu sein. Sie reden und bewegen sich langsam. Sie können durch schwere Gefühle wie Lethargie und Starrheit herausgefordert werden. Wenn Kapha im Körper zunimmt, kommt es zu einer stärkeren Schleimproduktion, die wie Kapha schwer, dick und feucht ist. Es kann auch Schwellung und Gewichtszunahme geben. Während Kapha jedes System des Körpers beeinflussen kann, sind Magen und Lunge am anfälligsten. Hier sehen wir einige häufige Anzeichen einer Kapha-Störung – Übelkeit, Appetitlosigkeit und Schleimbildung. Erkrankungen wie Fettleibigkeit, einige Krebsarten, chronische Bronchitis, Lungenstauung und Ödeme haben eine Kapha-Störung als Bestandteil der Pathophysiologie.

Ein wichtiger Bestandteil der Ayurveda Therapie ist die konstitutionsgerechte Ernährung unter Einbeziehung der drei Doshas (Tridoshas), die sich für den Europäer am besten als verschiedene Energien vorstellen lassen. Die drei Doshas beeinflussen sämtliches Leben auf der Erde, z. B. die Jahreszeiten. Sie steuern ebenso alle körperlichen und geistigen Vorgänge im Menschen und prägen entsprechend unsere Veranlagung. Die Konstitution erlaubt Aussagen über die Krankheitsanfälligkeit und erklärt die unterschiedlichen Reaktionen der Menschen auf Ernährung, Sinneseindrücke, Klima und Lebensumstände. Die drei Doshas sind von Geburt an in einem für jeden Menschen individuellen Verhältnis angelegt, wobei meist ein bis zwei den Ton angeben.

Nach Auffassung des Ayurveda sorgt das dynamische Gleichgewicht der individuell angelegten Lebensenergien für innere Balance, Harmonie, Gesundheit und Wohlbefinden -und damit zu Liebe und Lebensfreude. Geraten die Tridoshas aus der Balance, so kommt es zur Beeinträchtigung in der Regulation des Organismus. Diese führt zunächst zu Befindlichkeitsstörungen, die der ayurvedisch behandelnde Therapeut bereits im Vorfeld späterer Krankheiten erkennen und durch die Ausbalancierung der Doshas beheben kann. Die Ausgewogenheit der Doshas wird unter anderem gestört durch eine schlechte Ernährung, alle Formen von Stress, (z. B. wegen Überarbeitung, Übermüdung, Handystrahlung), Bewegungsmangel, seelische und soziale Disharmonie sowie Umweltverschmutzung.

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Filmempfehlungen

„Ayurveda – Art Of Being“ und „Ayurveda – mein indischer Doktor“ sind zwei interessante Dokumentationen, die man sich kostenlos auf Youtube ansehen kann.

Empfehlenswerte Bücher

Das grosse Ayurveda-Heilungsbuch: Prinzipien und Praxis (Knaur. MensSana)

Die umfassende Einführung in das Ayurveda. Mit praktischen Anleitungen zur Selbstdiagnose, Therapie und Heilung. „Das große Ayurveda Heilbuch“ ist in den vergangenen 20 Jahren zum Standardwerk des Ayurveda avanciert. Vielen diente es als Grundlagenlektüre oder auch als begleitendes Handbuch für Ausbildungen in ayurvedischen Anwendungen. Diese ebenso kompakte wie praktische Anleitung zur Selbstdiagnose, Therapie und Heilung mit dem ayurvedischen System bietet eine fundierte und hervorragend strukturierte Gesamtübersicht.

Das Buch ist seit Mitte der 80er Jahre im Handel und ist immer noch unschlagbar. Der geringe Seitenumfang täuscht. Man erfährt hier alles, was man zu dieser uralten „Lebenskunst“ wissen muss, und das in einfacher, graphisch aufbereiteter Form. Wo andere Bücher sich in Kurzdefinitionen, Ausschnitten und zum Teil schwammigen Ausführungen verlieren, wird der Autor hier seinem Anspruch voll gerecht, knapp, klar und einleuchtend eine umfassende Einführung zu bieten. Wo andere nur kurz die Pulsdiagnostik erwähnen, erlernt man hier z.B. auch noch Antlitzdiagnostik und Zungendiagnostik. Die Informationen reichen aus, um sich konstitutionell einzustufen und erste Erfahrungen zu gewinnen, und das auf wohlfundierter Basis.

Energiequelle Ayurveda: Indisches Heilwissen bei Erschöpfung, Stress und Burnout

Nutze das uraltes Wissen für neue Energie! Fühlst du dich gestresst? Bist du oft erschöpft und antriebslos, oder befürchtest du, dass dir dein Alltag über den Kopf wachsen könnte? Lasse dich vom über 5.000 Jahre alten Wissen der Veden helfen!

Neue Energie gewinnen und das eigene Kraftpotenzial finden und entfalten – diese Schätze kann man aus der „Energiequelle Ayurveda“ schöpfen. Die indische Ayurveda-Therapeutin Balvinder Sidhu stellt neue, facettenreiche und effektive Wege vor, auf denen man wieder zu eigenen Energie zurückfinden und diese langfristig erhalten kann. In der ganzheitlichen Sicht auf Körper, Geist und Seele wird ma selbst zum Macher und Gestalter der eigenen Lebensqualität. Man kann  spüren, wie sich neue Lebensfreude, Kreativität und Wohlbefinden einstellen.

Balvinder Sidhu unterstützt dabei ganz individuell, gemäss der eigenen Konstitution: Der ganzheitliche Ansatz umfasst ein Betrachten bzw. Überdenken der Lebensgewohnheiten, die Entschlackung und Reinigung des Organismus auf körperlicher und geistiger Ebene, die mentale Stärkung durch Yoga und Meditationsübungen sowie typgerechte Ernährungs- und Energieprogramme. Balvinder Sidhu zeigt, wie man all dies leicht in den eigenen Alltag integrieren kann.

Selbstheilung mit Ayurveda: Das Standardwerk der indischen Heilkunde

Dr. Vasant Lad gelingt es, dass jeder auf einen Griff und Blick hin ein akutes gesundheitliches Problem ayurvedagerecht behandeln kann: Vom Schnupfen bis zur chronischen Darmreizung, von Streßsymptomen bis zur Depression erhält der Leser umfassende, detaillierte Anleitungen zur Selbsthilfe. Mit diesem Standardwerk zu Theorie und Praxis des Ayurveda vermittelt er ein tiefes Verständnis für die Bedeutung von Gesundheit und Krankheit und eröffnet praktischen Zugang zu hochwirksamen Heilmethoden, mit deren Hilfe wir unsere Vitalität und unser Wohlbefinden bis ins hohe Alter bewahren können.

Die Ayurveda-Pflanzenheilkunde – Der Yoga der Heilkräuter

Der Yoga der Kräuter. Dr. Lad und Dr. Frawley stellen hier vor dem Hintergrund ihrer jahrzehnte-langen theoretischen und praktischen Erfahrung die Prinzipien der ayurvedischen Pflanzenheilkunde vor. In diesem Buch wird die ayurvedische Wissenschaft der Heilpflanzen erst-mals auf westliche sowie auf einige wenige wichtige orientalische Heilpflanzen angewandt. Damit wird die Ayurveda-Pflanzenheilkunde zu einer auch im Westen praktizierbaren Heilkunst. Der Leser erhält ein Werkzeug, das von der Diagnose über die Rezeptur bis zur Zubereitung reicht. Dazu gehört auch die Zusammenstellung einer Hausapotheke für ayurvedische Kräuter.

Gesund und entspannt mit Ayurveda: Praktische Anleitung für mehr Balance und Energie – Yoga, Meditation, Massage, Ernährung, Kräuter & Gewürze

„Gesund und entspannt mit Ayurveda“ vom Sivananda Yoga Vedanta Zentrum ist das perfekte Einsteigerbuch.  Eine praktische Anleitung für mehr Balance und Energie – Yoga, Meditation, Massage, Ernährung, Kräuter & Gewürze. Damit ist eigentlich schon alles gesagt: Yoga, Ernährung und Ayurveda ergänzen sich prima. Erläutert werden die Konstitutionen (Doshas) und das Leben im Sinne des Ayurveda und wie sie helfen, die Gesundheit zu bewahren. Man erfährt etwas über die Verbindung zum Yoga, zu positivem Denken und Meditation. Für häufige Beschwerden wie Stress oder Schlafprobleme werden Hausmittel angeboten. Das Leben soll wieder in die Balance kommen.

 

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