Ayurveda – Meine Erfahrungen nach 30 Jahren Praxis

Das Pro un Kontra der Ayuvedischen Lehre aus meiner heutigen Sicht als Veganerin.

Als ich vor fast 40 Jahren als junge Frau einmal zu einer Art Prem Prasad (liebevolles Essen) eingeladen war, kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit Ayurveda. Die Erklärung darüber, was Ayurveda bedeutete erschloss sich mir damals noch nicht, doch ich fand das Essen lecker, beschloss mich „irgendwann einmal“ näher damit zu befassen – und vergaß es erst einmal. Einige Jahre später, ich war schon eine Zeitlang Vegetarierin und immer auf der Suche nach Inspiration, entdeckte ich den inzwischen vegetarischen Kochbuch-Klassiker „Vedische Kochkunst“ von Adiraja Dasa und probierte mich begeistert durch die bunte und köstliche Rezeptvielfalt. Als mir dann auf einem Festival das erste richtige Ayurveda-Buch (das Ayurveda-Heilbuch von David Frawley) in die Hände fiel, nahm ich es als ein Zeichen nun endlich zu erforschen, was es mit dieser alten Lehre auf sich hatte.

Zuerst war ich nicht wirklich begeistert. Zu jener Zeit war ich begeisterte Rohköstlerin und es wurde für meinen Geschmack in der ayurvedischen Ernährung zu viel gekocht. Doch mir gefiel die ganzheitliche und individuelle Betrachtung der Natur des Menschen, in diesem überlieferten, 5000 Jahre alten System vom Wissen des Lebens, in diesem jeder Mensch so individuell sein darf wie er ist. Das Geheimnis ist das Erkennen des Wesens der eigenen, inneren Natur im Zusammenspiel mit der äußeren Natur. Alles ist eins und alles ist miteinander verbunden.

Übersetzt wird Ayurveda im Allgemeinen als „das Wissen vom langen Leben“. Doch es ist mehr als das, Ayurveda bedeutet sich in der Ewigkeit zu verlieren und darin heil zu werden. Die im Ayurveda praktizierten Heilmethoden umfassen unter anderem innere und äußere Reinigungstherapien, ausgleichende Massagen und Ölbehandlungen, sowie eine spezielle Pflanzenheilkunde. Diese Methoden werden eingesetzt, um Gesundheit zu erhalten oder wieder herzustellen. Das Wort für Gesundheit in der Ayurveda ist „Swastha“ und bedeutet „ganz bei sich sein“. Dies ist nicht nur auf den Körper beschränkt, sondern weitet sich auf alle Bereiche der menschlichen Natur aus. Das Bewusstsein über die individuelle Beschaffenheit des eigenen Körpers, der Psyche und unserer göttlichen Natur, ermöglicht es uns, dass wir nach unseren tiefsten Wünschen und Bedürfnissen leben, uns und andere dafür lieben und unser Leben glücklich gestalten.

Nach und nach war ich wie verzaubert von dieser alten Naturkunde und begann sie zu studieren und verschiedene Ausbildungen zu machen, u. a. auch eine zur Ayurveda-Massage-Therapeutin. Bei Ayurveda-Massagen verwendet man warmes Öl als Genuss, zum Massieren und sanftem Ausleiten. Reines Pflanzenöl, angereichert mit Kräuteressenzen ergießt sich wie frisch gefallener Schnee über den Körper und rinnt über die Haut. Unsere fein- und grobstofflichen Kanäle öffnen sich unter Anregung des Öles zur Entgiftung, Zellerneuerung und Selbstheilung. Über sanfte Berührung und ausgesuchte Massagetechniken sprechen die Hände zum ganzen Körper und öffnen die Türen zur Seele. So wie morgens der erste Sonnenstrahl die ersten Tautropfen auf zarten Blüten und Gräsern berührt und zum glitzernden Erleuchten bringt, empfangen wir tiefe Kraft, inneren Frieden und vitale Gesundheit in jeder Faser unseres Seins.

Die Ölmassage ist eine wunderbare Reise durch Raum und Zeit, die uns Entspannung und Regeneration für unsere Psyche und den Körper gibt. Sie hat eine Einwirkung auf die Haut, die Muskeln, die Blutgefässe, das Herz-Kreislaufsystem, und das Nervensystem. Sie stärkt die Lungen, die Knochen und reguliert das Verdauungssystem. Sie aktiviert die Hitze im Körper und veranlasst den Körper so, seine Abfallprodukte wirksamer auszuschwemmen. Die Massage beinhaltet alle Aspekte der ayurvedischen Behandlungen zur Verjüngung, Vitalisierung, Entspannung, Reinigung, zur Steigerung des Selbstwertes, und zur Förderung der Intelligenz.

In meiner Praxis als Ayurveda-Therapeutin durfte ich erfahren, wie wohltuend und heilend Ayurveda im Allgemeinen für die Menschen ist. Doch mit den Jahren erkannte ich auch, dass man manchmal einen Punkt erreicht, wo es nicht mehr weiter geht, an dem Genesung und Wohlbefinden zum Stillstand kommen.

Wie schon erwähnt, geht es im Ayurveda im Wesentlichen darum, sich mit der Natur zu verbinden, eins mit ihr zu werden. Ich erkannte, dass der Prozess des Erkennens und Verschmelzens nicht irgendwann einmal aufhörte. Wer beginnt, nach ayurvedischen Prinzipien zu leben, erfährt oftmals erst einmal einen unglaublichen Vitalitätsschub. Man fühlt sich physisch und psychisch besser, das Körpergewicht fängt an sich zu regulieren, kleinere Wehwehchen verschwinden, ernstere Erkrankungen bessern sich, die ganze Selbstwahrnehmung und das Körpergefühl werden besser, alles wird leichter… Doch dann  kommt es oftmals zur Stagnation. Meiner Meinung nach ist das der Zeitpunkt, an dem man noch tiefer eintauchen muss in die Verschmelzung mit der Natur, wo der Verstand, der Geist, zur Ruhe kommt und das Herz sich noch weiter voller Liebe öffnen und entfalten darf, denn das, was im Ayurveda heilt, das was wirklich unendlich – ewig – ist, vollkommen und alles durchdringend, ist die reine, bedingungslose Liebe. Das Erkennen dieser Liebe in meinem Herzen, machte mir bewusst, dass es mir – obwohl schon sehr lange Vegetarierin –  von nun an für mich nicht mehr möglich war Milch, Käse oder Eier zu essen oder gar für Ayurveda-Anwendungen zu benutzen oder zu empfehlen. Mein Mitgefühl und meine Liebe den Tieren gegenüber lies dies nicht mehr zu.

Das war natürlich schwierig, denn Milch und Ghee (Butterschmalz) gelten im Ayurveda als heilige Substanzen, vor allem Ghee gilt als die reinste Essenz des Erdelements, wird für sich allein schon als Heilmittel verwendet oder auch als Trägersubstand für Kräuterarzneien, zum Kochen uvm. Doch kann ich, aus dem Blickwinkel der reinen Liebe betrachtet, ein von einem Tier stammendes Nahrungsmittel wie Milch, dass nicht auch in Liebe von der Kuh geschenkt wurde, weiterhin verwenden um heilen zu können? Und ich fragte mich, ob selbst eine Kuh aus ökologischer Tierhaltung vom Biohof, ihre Milch wirklich in Liebe verschenkt, nachdem ihr das Kälbchen schon bald nach der Geburt weggenommen wird, um es zum Schlachten aufzuziehen? Ist es diese Energie, diese Schwingung der tierischen Produkte, die Heilung und Liebe auf allen Ebenen des Seins verhindern? Oder ist es meine innere Haltung, der Verlust meines Glaubens an die Wirksamkeit von Nahrungs- oder Heilmittel tierischen Ursprungs?

Ayurveda hat, wie bereits erwähnt, seine Wurzeln weit in der Vergangenheit, als Obst, Gemüse, Getreide usw. noch in einem gesunden, ursprünglichen Boden wachsen konnten. Die Böden waren noch nicht ausgelaugt und mit der chemischen Keule behandelt, die Feldfrüchte noch nicht überzüchtet und genmanipuliert, die Belastungen der Umwelt mit Handystrahlung, radioaktiven Stoffen, Schwermetallen und anderen Giften noch nicht so groß wie heute. Die Nahrungsmittel hatten noch eine ganz andere Energie, eine andere Schwingung, einen ganz anderen, vollkommeneren Nährstoffgehalt. Vieles wurde noch wild gesammelt und Junkfood war unvorstellbar. Der heutige Mensch hat sich so weit von der Natur entfernt, wie es kaum noch möglich ist. Unser Leben hat sich in allen Bereichen so sehr verändert, dass Ayurveda alleine nur noch bis zu einem gewissen Punkt greift – doch es gibt uns die Richtung vor: Verbinde dich mit der Natur und werde eins mit ihr.

Ein wesentlicher Schritt hin zu einem gesünderen Leben ist die Versorgung des Körpers mit ausreichend Vitalstoffen. Dies kann – und zwar durchaus im Einklang mit der ayurvedischen Lehre – die Ergänzung der Nahrung durch frisches Obst, Wildkräuter, Blattgemüse und Gemüse sein. Nach Ayurveda sollen wir uns so natürlich und naturbelassen wir möglich, unserem Dosha (Konstitution) entsprechend ernähren. Dazu können Wildkräuter und frische Keimlinge und Sprossen, sowie Rohkost einen wesentlichen Beitrag leisten. Der Ayurveda Arzt Dr. med. John Switzer schreibt in seinem Buch Wildkräuter-Vitalkost – Energienahrung der Zukunft: „Kaum eine andere Ernährungsweise ist in der Lage, den Körper so optimal zu ernähren, wie die Wildkräuter-Vitalkost. Welche andere Nahrung liefert so viele Biophotonen, Phyto-Nährstoffe, Enzyme, Probiotika, organische Spurenelemente, Chlorophyll, Antioxidantien, Ballaststoffe und Vitamine?“ weiter schreibt er. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass man mit einer vorwiegend gekochten Nahrung keinen Zustand von überragender Gesundheit erreichen kann. Selbst die ayurvedische und die makrobiotische Kochkost können das nicht schaffen. Viele Nährstoffe wie Enzyme, Chlorophyll, Biophotonen, Vitamine, Mineralien und Pflanzenstoffe gehen durch das Kochen verloren. Ideal wäre ein Verhältnis von ca. 80 % Rohkost zu 20 % Kochkost.“

Zu Recht betrachtet Ayurveda Rohkost mitunter als Kritisch. Vor allem vata-empfindliche (u. a. kälteempfindliche) Naturen können damit Probleme bekommen. Durch die richtige Zubereitung, z. B. in einem Hochleistungsmixer (grüne Smoothies), die richtige Kombination der Lebensmittel, die Einbeziehung von ausgleichenden Kräutern, Gewürzen und Tees und durch eine sinnvolle Nahrungsergänzung kann eine Ernährungsweise mit viel Rohkost durchaus vata-verträglich gestaltet werden, da dem Körper ausreichend Vitalstoffe zur Verfügung gestellt werden. Wichtig ist es dabei, nicht von heute auf morgen alles zu ändern, sondern Schritt für Schritt mehr Rohkost in den Speiseplan aufzunehmen – es müssen keine 80 % sein, doch mindestens die Hälfte der Nahrung sollte als Rohkost verzehrt werden.

Mein Fazit nach über 30 Jahren Erfahrung mit Ayurveda

• Die ayurvedische Lehre vermittelt einen wesentlichen Blick auf das Wesen der Natur und hilft dabei sich selbst besser kennenzulernen und zu verstehen.
• Für einen Menschen, der sich bisher konventionell ernährt hat und einen gesünderen Weg einschlagen möchte, ist es von großem Vorteil, eine Zeitlang nach ayurvedischen Empfehlungen zu leben und sich nach ihnen zu ernähren und dabei Milch und Eier zu meiden. Dies hilft den Körper zu entgiften und eine neue Achtsamkeit sich selbst und der Natur gegenüber zu entwickeln.
• Eine ayurvedische Lebensweise, Ayurveda-Entschlackungs-Kuren (Pancha Karma) und Ayurveda-Massagen, vor allem die tägliche Selbstmassage (Anleitung) mit einem dem eigenen Dosha entsprechendem Öl ( Tri-Dosha-Öl für alle Typen) können diesen Prozess nachhaltig und langfristig unterstützen.
• Ayurveda-Gewürzmischungen für Vata, Pitta oder Kapha oder ayurvedische Vata-, Pitta- oder Kapha-Tees sollten immer, unabhängig von der Ernährungs- und Lebensweise eingenommen werden, da sie uns dabei helfen besser in Balance zu bleiben.
• Nach und nach kann ein Übergang zu einer veganen Lebensweise hilfreich sein, um mehr Bewusstsein und Achtsamkeit zu entwickeln.
• Obst, Wildkräuter, Blattgemüse und Blattsalate, Keimlinge und Sprossen sollten Schritt für Schritt, für mehr Gesundheit und Wohlbefinden, einen festen Platz in der Ernährung finden.
• Hilfreich zum Kennenlernen von essbaren Wildkräutern sind Wildkräuterführer wie z. B. „Welche Wildkräuter und Beeren sind das?“ von Eva-Maria Dreyer oder „Essbare Wildpflanzen“ von Steffen Guido Fleischhauer. Auch geführte Wildkräuterwanderungen sind interessant und hilfreich, wenn man in die Wildkräuterwelt eintauchen will und machen dazu noch Spaß.
• Für ein tieferes Verstehen der Energien, die in Wildkräutern stecken, sind die Bücher von Wolf-Dieter Storl eine wahre Fundgrube, z. B. ist „Heilkräuter und Zauberpflanzen zwischen Haustür und Gartentor“ ein empfehlenswertes Buch.
• Wer schnell und einfach zu Hause Sprossen selber ziehen will, dem empfehle ich das Buch „Der Salatgarten für zuhause“ von Peter Burke.
• Eine mineralisierte, vitalstoffreiche Kost ist nötig, um eine stabile gesundheitliche Basis zu schaffen – gleichgültig welche Ernährungsform man für sich wählt. Meeresalgen wie z. B. Dulse sind als Nahrungsergänzungen sehr zu empfehlen.
• Ebenso ist die Nahrungsergänzung mit Vitamin B12 (nicht nur für Veganer) hilfreich für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden.
• Auch kann es hilfreich sein regelmäßig Zink und täglich zwei Paranüsse für das Selen einzunehmen bzw. zu essen.
• Rohkost ist eine hochschwingende Nahrung, die nach und nach in jeder Ernährung in einen festen Platz finden sollte (zumindest ein Mal am Tag sollte etwas „Rohes“ gegessen werden, z. B. Blattsalat, Obst, grüner Smoothie)
• Sehr zu empfehlen ist täglich einen frisch gepressten grünen Saft, wie z. B. einen Sellerie- und / oder einen Gurken-Wildkräutersaft zu trinken.
Spirulina und Gerstengrassaftpulver sind die reinsten Vitalstoffbooster. Sie schmecken recht intensiv grün, doch man kann diese im grünen Smoothie zu sich nehmen oder mit einem Saft oder Kokoswasser verrühren.
• Grüne Smoothies sind leicht verdaulich und machen den Einstieg in die Rohkost einfach.
Zur Schwermetallausleitung  ist der Heavy Metal Detox Smoothie nach Anthony William sind sehr zu empfehlen.

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