(Roh-) Vegan in Andalusien Provinz Granada

Dieses Jahr waren wir das erste Mal in Andalusien. Ich war bisher immer zurückhaltend gewesen, wenn es um Andalusien ging. Meiner Vorstellung nach war dieses Land im Süden Spaniens zugepflastert mit dem Plastik der Gewächshäuser und verseucht mit Düngemitteln und Pflanzen“schutz“mitteln. Zwar gibt es dort leider tatsächlich Gebiete, die diese Vorstellung bestätigen, doch ich durfte Andalusien von einer ganz anderen Seite kennen lernen.

Wir hatten uns ein kleines Häuschen auf einem kleinen ökologisch bewirtschafteten Bauernhof gemietet, das sehr idyllisch am Rande der Sierra Nevada gelegen war. Die hohen Gipfel der Sierra waren von unserer Terrasse aus zu sehen und der Himmel über uns zum Greifen nahe. Wir waren im September hier und wir kamen uns vor wie im Schlaraffenland. Die Weintrauben, Feigen, Kaktusfeigen und Mandeln waren gerade reif und so gingen wir jeden Morgen auf unserer „Frühstücksrunde“ spazieren. Wir hatten die Erlaubnis der Besitzerin uns nach Herzenslust zu bedienen, aber es gab auch viele verwilderte, sonnengereifte, süße, herrlich aromatische Früchte von der Rebe direkt in den Mund – KÖSTLICH! Ich habe mir sagen lassen, dass das hier ganzjährig so ist, nur die Früchte wechseln. Als nächstes würden die Mangos, Cherimoyas und Avocados reifen, gefolgt von Kakis, Mandarinen und Orangen, danach Erdbeeren, Kirschen, Mispeln, Aprikosen, Pfirsiche, Melonen… Und das ganze Jahr über wilde Kräuter wie Fenchel, Rosmarin, Thymian…. himmlisch….

Spanien ist bekannt für seine prächtigen Feigenkakteen, die im 16. Jahrhundert eingeführt wurden. Sie bilden sauer-herbe aromatische Früchte heran, die zwar nicht ganz einfach zu essen sind, aber lecker schmecken. Leider ist ihr Bestand durch einen Schädling, der Cochenille-Schildlaus bedroht. Sie überzieht die befallenen Exemplare  mit einer weißen klebrigen Schicht und saugt die sonst so sonnenresistenten und wenig Wasser benötigenden Pflanzen regelrecht aus. Ist der Saft einmal aus der Pflanze draußen, trocknet die Kaktee aus und lässt die „Ohren“ (Blätter) hängen.

Andalusien ist einer der bemerkenswertesten Orte der Welt. Das zweitgrößte Gebiet aller autonomen Gemeinschaften Spaniens ist ein Schmelztiegel von Kulturen, Rassen und Religionen. Es ist eine Region, die reich an jüdischen, muslimischen und christlichen Einflüssen ist, wo Stätten aller drei Hauptreligionen nebeneinander existieren.

Die Iberische Halbinsel ist seit dem Altertum eine Brücke zwischen Europa und Afrika, und Andalusien wurde von Römern, Griechen, Byzantinern und Phöniziern beherrscht, obwohl der Islam, das Christentum und das Judentum die meisten Spuren hinterlassen haben. Es ist spannend den historischen Einfluss dieser drei Religionen auf die Architektur dieser blühenden Region zu entdecken und zu erfahren, wie sie Hunderte von Jahre lang friedlich koexistierten und wie und warum sie sich verändert haben.

Wie in Indien die Stadt Agra für das Taj Mahal bekannt ist, ist die andalusische Stadt Granada in Südspanien bekannt für ein einziges Bauwerk – die Alhambra, eine ummauerte Festung mit prächtigen maurischen Palästen und Gärten aus dem 13. – 15. Jahrhundert. Sie wurde von Herrschern der Nasriden Dynastie gebaut und sie schufen ihre Vorstellung vom Paradies auf der Erde. In den eindrucksvollen Palästen finden sich komplizierte Muster mit Mosaikfliesen, zarte Gipsreliefs und kunstvolle Kassettendecken, die durch glänzenden Marmor miteinander verbunden sind, sowie Patios mit gurgelnden Springbrunnen und üppigen Gärten.

Die Gärten des Generalife, die sich auf einem angrenzenden Grundstück befinden, waren die Vergnügungszone der nasridischen Herrscher und sind seit Jahrhunderten eine Referenz für Gartenarchitekten. Insgesamt gesehen ist der Komplex vielleicht der sinnbildlichste Überrest des sehr raffinierten und erstaunlich luxuriösen Lebensstils, den die maurischen Herrscher im mittelalterlichen Spanien erreicht haben.

Nach der Eroberung Granadas im Jahre 1492 wurde das Gebiet unterhalb der Alhambra und Albaicín zur Bühne für die Darstellung der christlichen Architektur. Die Gegend ist leicht zu Fuß zu erreichen, mit viel Geschichte zwischen den Cafés und Teestuben, Keramikläden und Gitarrenbauern, die ein bisschen lokale Farbe verleihen. Erwähnenswert sind die Kathedrale, die Renaissance-, platereske und barocke Architektur verbindet, und die spätgotische Königskapelle, die zwischen 1505 und 1516 erbaut wurde, um das Grab von Ferdinand und Isabella zu beherbergen.

Heute ist Granada eine schöne, pulsierende Stadt mit vielen Touristen und Studenten. Die Hälfte der Stadtbevölkerung sind Studenten und es gibt eine berühmte spanische Sprachuniversität.

 

Es gibt vegane Restaurants, auch hier empfehle ich einfach mal zu googeln und auszuprobieren. Ich selbst habe aufgrund der Fülle des frischen Angebotes fast ausschließlich Rohkost gegessen – und die ist in den Restaurants eher schwer zu bekommen, außer du bestellst einen Salat, der dann aber idealerweise ohne Dressing gereicht wird. Essig und Öl bzw. Salz und Pfeffer wird dazu gereicht. In der Regel besteht er aus Romanasalat, Tomaten, Gurken und Zwiebeln, manchmal gibt es auch ein paar Oliven. Ich bestelle mir dann immer noch eine Zitrone dazu, was kein Problem ist und die doppelte Portion, was dann doch für erstaunte Gesichter sorgt…

Die Stadt, in der der Dichter Federico García Lorca, der Maler José Guerrero und der Komponist Manuel de Falla lebten, hat tiefe kulturelle Wurzeln. Lohnenswerte Orte jüngeren Datums für Besucher sind das Centro José Guerrero (kostenlos), das der Arbeit dieses wegweisenden spanischen Malers aus dem 20. Jahrhundert gewidmet ist, und das neue Centro Federico Garcia Lorca, das Ausstellungen zu Themen rund um das Leben des beliebtesten modernen Dichters und Autors der Stadt organisiert.

Das Viertel Albaicín ist der Stoff spanischer Träume. Schmale gepflasterte Straßen winden sich durch traditionelle Häuser, charmante Plätze, malerische Innenhöfe und mehrere historische Stätten. Die Lage des Viertels am Hang nördlich der Alhambra bietet zudem zahlreiche Aussichtspunkte auf die UNESCO-Weltkulturerbestätte, unter anderem auf die beliebte Plaza de San Nicolas, wo du wenn du Glück hast auch ein paar Flamenco-Tänzer oder Gitarristen sehen bzw. hören kannst. Und ob du es glaubst oder nicht, die UNESCO-Welterbestätte erstreckt sich auch auf den Albaicín.

Und für wirklich panoramische (und unvergessliche) Ausblicke auf die Stadt gibt es El Mirador de San Miguel Alto, den höchsten Aussichtspunkt Granadas. Ein Spaziergang entlang der Carrera del Darro ist unbedingt empfehlenswert. Dieser unglaublich schöne Pfad gleicht dem eines Märchens: kleine, steinerne Bogenbrücken verbinden eine Seite der Stadt mit der anderen, während der bescheidene Darro-Fluss durch Laubwälder fließt und schließlich unterhalb der Alhambra endet. Wir sind vom Albaicín völlig begeistert. Die schlichte Architektur ist wunderschön, die Straßen entzückend und die Aussicht unvergleichlich.

Wenn das Wetter mal nicht so schön ist, oder man nach dem vielen Besichtigen mal eine Erholung braucht, empfehle ich einen Besuch im Hammam. Hammams oder Badehäuser, waren ein wesentlicher Bestandteil des täglichen Lebens im maurischen Al Andalus, und sie haben ein Comeback in Granada, nachdem sie in der Mitte des 16. Jahrhunderts von den christlichen Königen verboten wurden. Hammam Al-Andalus bietet 90-minütige Sitzungen an, die mit der grundlegenden „Wassertour“ beginnen, bei der zwischen heißen und kalten Bädern gewechselt wird. Nach dem Hammam schmeckt übrigens nichts besser, als eine Wassermelone, und diese hier hat köstlich geschmeckt.

Es ist leicht, sich in Andalusien selbst mit unbehandeltem Obst und Gemüse zu versorgen, da es für seinen Obst- und Gemüseanbau bekannt ist. Wusstest du auch, dass Andalusien der größte Bio-Lieferant Europas ist? Bioware, die zu 80% exportiert wird. Wer einmal die Früchte oder das Gemüse aus biologischem Anbau dieser Region gekostet hat, möchte am liebsten die Waren nur mehr direkt beziehen. Frische Orangen, Zitronen, Tomaten schmecken natürlich viel intensiver, als jene Produkte, die wir hier im mitteleuropäischen Raum erhalten.

Es gibt ökologische Märkte in Marbella, Cartama, Malaga, Misas, Coin, Benalmasena, Cala de Misas und anderen Städten, einfach im Internet informieren. Auch auf den normalen Straßen- bzw. Wochenmärkten bieten viele Bauern auf kleinen Ständen ihre unbehandelten Waren an. Ich habe mich mit ihnen unterhalten und sie erzählten mir, dass sich teure Dünge- und Pflanzenschutzmittel für sie nicht lohnen würden und dass Sonne, Wasser und ein guter Boden vollkommen genügen würde, um gute Qualität zu erzeugen. Das größte Problem sei das Wasser, das oft aus sehr tiefen Brunnen an die Oberfläche gepumpt werden muss. Gedüngt wird allerdings mit Mist, was aber auch im Ökologischen Landbau hierzulande üblich ist. Auf jeden Fall kann man bei diesen Kleinanbietern unglaublich günstig einkaufen, z. B. 1 kg Tomaten für 50 Cent, 1 kg Avocados 1,50 Euro usw. Ich habe selten so günstige und geschmackvolle Lebensmittel gegessen. Übrigens kann man vor dem Kauf die Ware in der Regel auch immer probieren. In jeder größeren Stadt gibt es auch Bioläden, die meist kleiner sind, als hier in Deutschland üblich, doch sie sind oft erstaunlich gut sortiert. Ich habe in einigen von ihnen noch so richtig das Herz und die Leidenschaft der Betreiber spüren können, ähnlich wie bei uns in den 80er und 90er Jahren, als sich die ersten Bioläden etablierten.

 

Die hohen Gipfel der Sierra Nevada und mediterrane Brisen schützen die Gebirgsregion der Alpujarras. Die Dörfer dieser Gegend liegen auf den Bergen in verschiedenen Höhen, das Klima variiert. Als wir in den Bergen waren, änderte sich die Landschaft, die tropischen Pflanzen auf Meereshöhe wichen fruchtbaren Feldern in den Tälern. Auf höher gelegenen Flächen wurden Feldfrüchte auf Terrassen angebaut und große Flächen waren von Wäldern bedeckt. Auf den bis zu 3.400 m hohen Gipfeln waren nur kahle Felsen zu sehen. Die Sierra ist ein himmlisches Wanderparadies. Es gibt unzählige Touren, die man machen kann. Auch hier empfehle ich das Internet. Die Landschaft ist so atemberaubend, erstaunlich und steckt voller Überraschungen und Wunder. Z. B hatten wir uns auf dem Weg nach Lanjaron verfahren und als wir irgendwo im Nirgendwo um eine Kurve fuhren, war da auf einmal ein atemberaubend schöner Wasserfall wie aus dem Feenland.

Lanjaron ist eine kleine Straßenstadt, die in Spanien für ihr Mineralwasser und Spa bekannt ist. Die Qualität der Gewässer zog Besucher seit dem 19. Jahrhundert an. Man kann ein Spa mit Mineralwasser und „Wasserprobe“ besuchen. Es gibt 5 Wasserquellen mit verschiedenen Wasserqualitäten und unterschiedlichen gesundheitlichen Wirkungen, wie z. B. bei Verdauungserkrankungen, und sie schmecken auch unterschiedlich. Das Spa verfügt über Behandlungsprogramme mit Wasser für Trink- und Hautbehandlungen. Auch gibt es wundervolle Wanderwege in der Umgebung


Die weiße Stadt Frigiliana, die als „die schönste von allen“ gilt und wenige Kilometer nördlich der Küstenstadt Nerja gelegen ist, lässt sich am besten zu Fuß und mit gutem Schuhwerk erkunden, um die Schönheit jedes Fleckchens dieses romantischen und historischen weißen Juwels zu genießen. Eine Kombination aus südspanischem Stil und exquisiten Mosaiken, Fliesen und Brunnen maurischen Ursprungs, sorgt für eine atemberaubende Atmosphäre. Die Kopfsteinpflasterstraßen sind sehr eng und steil und mit noch steileren Steinstufen durchsetzt, die von einer Ebene zur nächsten führen. Das Weiß der Häuser ist mit roten und Grünen Punkten übersät, die aus Hunderten von Blumentöpfen stammen, die die Hauswände, schmiedeeisernen Balkone und Patios, sowie die kleinen Plätze zieren.

Vegane, glutenfreie Wraps mit Aubergine, Avocado und Quinoa

In Frigiliana wird übrigens auch der berühmte Zuckerrohrsirup (Miel de Caña) hergestellt, der sehr lecker schmeckt. Es gibt entzückende kleine Lädchen und auch viele Restaurants – auch welche mit veganer Küche. Hier kann man auch eine in Andalusien traditionelle, erfrischende und aromatische kalte Suppe probieren, die phantastisch schmeckt, vegan ist und fast Rohkost – leider etwas fettlastig. Hier das Rezept:

Ajo blanco de Almendras – Weiße Knoblauch Mandelsuppe

Zutaten

200 g rohe geschälte Mandeln
1-2 Knoblauchzehen
50 g Brotwürfel
500 – 750 ml sehr kaltes Wasser
2 Esslöffel Essig
Salz
50 g kaltgepresstes Olivenöl

Weintrauben

Mandeln über Nacht in Wasser einweichen. Mandeln abspülen und in einen Mixbecher geben. Knoblauch, Essig, Brotwürfel und 500 ml kaltes Wasser hinzufügen und fein mixen. Am besten geht das mit einem Hochleistungsmixer. Olivenöl langsam hinzufügen, bis die Suppe emulgiert. Evtl. noch etwas Wasser hinzufügen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Mit Trauben servieren. Guten Appetit!

So nahe am Meer haben wir es uns natürlich nicht nehmen lassen auch mal an der Küste Baden zu gehen. Zwei Strände sind besonders empfehlenswert. Die Cala del Pino befindet sich in dem Dorf Maro in der Gemeinde Nerja. Dieser gilt als FKK-Strand, obwohl jeder ohne Probleme macht was er will, hier herrscht vor allem die Freiheit. Es ist ein charmanter Strand von ca. 350 m Länge, der Felsen, Sand und kristallklares Wasser verbindet. Die Gewässer der Cala de Pino sind ein Paradies für Taucher und Schnorchler, da sie seit mehreren Jahren geschützt werden, so dass es viele Unterwasserbewohner am Meeresboden zu entdecken gibt. Die Cala del Pino ist der versteckte Strand von Nerja , der wegen seiner Unzugänglichkeit unberührt bleibt. Um den Strand zu erreichen, muss man einen steilen, etwas schwierigen  Pfad ca. 10 Minuten hinabsteigen – nicht ganz einfach mit kleinen Kindern.

Ruhe, Natur und kristallklares Wasser – das findet man auch an der Playa de Maro.
Sie befindet sich ebenfalls in Maro und liegt in einer wilden natürlichen Umgebung des Mittelmeers im Herzen des Naturparks. Hier berühren die Sierra de Tejada und Almijara das Meer in Form von steilen Klippen mit einem Hang von fast 100 m. Die Playa de Maro ist ein schöner Strand von ca. 500 Metern Länge. Man ist umgeben von hohen Klippen, die von kristallklarem Wasser in einer atemberaubenden Landschaft umspült werden. Auch in diesem geschützten Strand findet man eine lebendige Unterwasserwelt.

Es gibt noch so viel zu entdecken in Andalusien und meine anfängliche Zurückhaltung ist einer absoluten Begeisterung gewichen. Andalusien ist so reich an guten Früchten und Gemüsen, Natur, Kultur und Schönheit, dass es mich völlig verzaubert hat. Ich werde bestimmt bald wieder dorthin zurückkehren.

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