…ein besonderer Akt der Liebe für dich selbst, die Menschen, die Tiere, die Natur und den Planeten.
Es gibt viele gute Gründe, vegan zu werden, und verschiedene Menschen haben unterschiedliche Motivationen dafür.
- die Tierquälerei in der Massentierhaltung
- die Ausbeutung und das Leid der Tiere in der Produktion von Milch, Eier, Wolle, Medikamente usw.
- die hohen gesundheitlichen Risiken für den Menschen durch den Fleischkonsum, sowie durch den Verzehr von Milchprodukten und Eiern
- die Bedrohung der Umwelt – und damit auch von uns Menschen – durch in der Tierhaltung entstehende Treibhausgase, Urwaldrodungen für den Anbau von Futterpflanzen, Grundwasserverschmutzung durch Tierexkremente
- die Auswirkung der Tierzucht auf den Welthunger – Wenn es genug Nahrung auf diesem Planeten gibt, um einhundert Milliarden Tiere pro Jahr zu ernähren, wie kommt es dann, dass Kinder jede Woche zu Zehntausenden verhungern?
Einer der weniger bekannten Gründe könnte die Überlegung sein, was eine Ernährung mit vielen Tierprodukten bzw. so viel Tierleid aus uns Menschen macht?
Schau einem Tier in die Augen – was siehst du da? Freude? Trauer? Neugier? Womöglich sogar Liebe? Erkennst du ein fühlendes Wesen? Was macht den Unterschied zwischen dir und dem Tier aus? Was berechtigt uns Menschen dazu Tiere zu halten, zu versklaven, uns von ihnen zu ernähren? Natürlich, der Fuchs frisst den Hasen, der Löwe die Antilope usw. das ist der Kreislauf der Natur. Wo stehen wir in diesem Kreis? Und was unterscheidet uns vom Tier?
Durch Selbstreflektion sind wir in der Lage uns selbst zu erkennen, dieser Erkenntnisprozess führt zu Bewusstsein und schließlich zur Bewusstseinserweiterung. Dadurch haben wir die Möglichkeit aus der animalischen Ebene ins Menschsein bzw. zur Menschlichkeit zu gelangen.
Menschlichkeit als Begriff wird oft sehr unterschiedlich definiert. Je nach Zeitalter hatte Menschlichkeit früher eine andere Bedeutung als heute. Im Allgemeinen umfasst Menschlichkeit bzw. Humanität die guten Eigenschaften von uns Menschen, die Art wie wir anderen begegnen, liebevoll, freundlich, empathisch – ohne etwas dafür zu verlangen oder zu erwarten. Sie bezieht sich nicht nur auf uns Menschen, sondern schließt bzw. sollte auch Tiere mit einbeschließen, z. B. einem Tier in Not zu helfen. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dass wahre Menschlichkeit auch einen sorgsamen Umgang mit der Natur und Umwelt einschließt – zudem wir alle als Gesellschaft vor ihr abhängig sind und um gesund zu bleiben.
Neben der Menschlichkeit entwickeln wir mit wachsendem Bewusstsein Mitgefühl und Nächstenliebe.
Mitgefühl ist das Zeichen eines offenen Herzens, das Bewusstsein für das Leid (und die Freude) anderer, begleitet von dem Wunsch, dieses Leiden zu lindern. Es ist unbestritten, dass auch Tiere leiden können und genauso wie wir, versuchen Tiere Schmerz zu vermeiden.
Einer der bekanntesten Menschen, der schon früh für Tierrechte eingetreten ist, ist Artur Schopenhauer. 1840 erschien sein Essay über die Grundlage der Moral, in welchem er seine Auseinandersetzung mit Kant über seine Ethik und dessen berühmter Formel des kategorischen Imperativs schildert. Moralphilosophie, so Schopenhauer, soll dem Menschen nicht vorschreiben, was er zu tun hat. Es hat keinen Sinn, den Menschen belehren zu wollen, denn dieser wird vor allem vom Egoismus gelenkt und ist damit immun gegen Belehrungen. Statt mit erhobenem Zeigefinger den Moralapostel zu spielen, setzt Schopenhauer auf die Beobachtung und Beschreibung des menschlichen Verhaltens. Dabei findet er etwas in der menschlichen Natur, das einen kleinen Trostschimmer in sein pessimistisches Weltbild wirft: das Mitleid. Die Fähigkeit, sich in das Leid anderer Menschen und auch Tiere einfühlen zu können, macht für Schopenhauer die wahre Grundlage der Moral aus – und universelles Mitleid ist die einzige Garantie für Moral. Er stellt klar in welchem Sinn das Wort universell betrachtet werden sollte. Die Annahme, dass Tiere ohne Rechte sind und die Illusion, dass es keine moralische Bedeutung hat, wie wir sie behandeln, ist ein unerhörtes Beispiel westlicher Grobheit und Barbarei. Universelles Mitleid ist die einzige Garantie für Moral.
Mitleid und Mitgefühl sind ein Ausdruck von Liebe und unsere wahre Natur. Während wir uns einander von Herz zu Herz einfühlen und hingeben, treffen wir uns als Liebende.
Was ist Liebe? Sie ist mehr als Zuneigung, mehr als eine gefühlsbetonte Beziehung, mehr als die Verbundenheit und Hingabe zwischen zwei Menschen. Swami Sivananda schreibt über die Liebe:
„Liebe ist Leben. Liebe ist Freude. Liebe ist Wärme. Liebe ist das goldene Band, das Herz an Herz und Seele an Seele bindet.
Liebe ist das Gesetz des Lebens. Lieben heißt das Gesetz erfüllen. Und das Gesetz zu erfüllen, bedeutet ewigen Frieden und immerwährendes Glück.
Liebe ist der unmittelbare Weg zur Wahrheit und dem Königreich Gottes. Sie ist das Lebensprinzip der Schöpfung. Sie ist der höchste Ausdruck von Seelenkraft. Sie ist die Gesamtheit aller Pflichten der Religionen. Sie ist der Zauberstab in den Händen des Gläubigen, durch den er die ganze Welt erobert. Sie war die Triebkraft hinter Jesus, Buddha und allen Heiligen.“
Vegan sein ist folglich ein Akt der Liebe zu dir selbst, den Menschen, den Tieren, der Natur und zum Planeten.
Anhang
Tierrechte
Arthur Schopenhauer: “Grenzenloses Mitleid mit allen lebenden Wesen.”
Arthur Schopenhauer (1788-1860)
muss dem ansonsten hoch verehrten Professor Kant
lebhaft widersprechen:
“Also bloß zur Übung soll man mit Tieren Mitleid haben!”
Gleichsam als Training für die Schule der eigenen Gefühle.
Sind Vierbeiner nur Trainingspartner zu ethischen Selbsterziehung,
nur das pathologische Phantom zur Übung des Mitleids mit Menschen?”
„Was für ein ärmliches Argument,
dass Grausamkeit gegen Tiere zu Grausamkeit gegen Menschen führe;
als ob bloß der Mensch ein unmittelbarer Gegenstand der moralischen Pflicht wäre,
das Tier bloß ein mittelbarer, an sich eine bloße Sache! Pfui!”
Schopenhauer hat sich in Rage geredet.
Er bemerkt den scharf gewordenen Ton
und wendet sein Argument ins Positive.
„Nur einen einzigen respektablen Grund gibt es,
andere Lebewesen schonend und schützend zu behandeln.
Nur ein einziges ehrenwertes Motiv:
das Mitgefühl!“
„Jeder führe sich vor Augen, dass die Natur
in das menschliche Herz jene wundersame Anlage pflanzte,
vermöge welcher das Leiden des einen vom andern mitempfunden wird.”
Und jeder mache von dieser Fähigkeit freigebigen Gebrauch.
Nicht nur auf andere Menschen richte sich dabei unser Augenmerk,
es geht um “grenzenloses Mitleid mit allen lebenden Wesen.”
„Versuchen wir einmal,
in das Fell eines Hundes oder einer Katze,
in das Gefieder eines Vogels hineinzuschlüpfen.
oder gar in die Schuppen eines Fisches.“
“Sobald dieses Mitleid rege wird,
liegt mir das Wohl und Wehe des andern unmittelbar am Herzen,
ganz in derselben Art, wenn auch nicht stets in demselben Grade,
wie sonst allein das meinige:
also ist jetzt der Unterschied zwischen ihm und mir
kein absoluter mehr.”
„Im Mitempfinden fallen die Schranken des Egoismus.
Im Mitempfinden überschreite ich die Grenzen der eigenen Person.“
“Wir sehen in jenem Vorgang die Scheidewand,
die nach dem Lichte der Natur (wie alte Theologen die Vernunft nennen)
Wesen von Wesen trennt,
aufgehoben
und das Nicht-Ich gewissermaßen zum Ich geworden.”
Einige Gesichter am Tisch haben sich zu langen Fragezeichen verformt.
Das Nicht-Ich zum Ich werden lassen?
Schopenhauer steigert seinen Gedankengang zu der These,
“dass in allen Individuen dieser Welt,
in so unendlicher Zahl sie auch sich darstellen,
doch nur eines und dasselbe Wesen sich manifestiere.”
„Wenn jemand einem geschundenen Tier begegnet,
so möge aus der Tiefe des Bewusstseins die Ahnung heraufdämmern,
dass er selbst es ist,
was ihm jetzt unter der traurigen Gestalt erscheint.”
„Und wer feindlich eindränge auf seinen verhassten Widersacher
und bis ins Tiefinnerste desselben gelangte,
der würde in diesem zu seiner Überraschung
sich selbst entdecken.”
„Ja, sich selbst –
denn im innersten Kern aller Lebewesens
finden wir ein und dasselbe:
den Willen zum Leben.
Ob Mensch oder Tier – jedes Wesen möchte leben.
Ein jedes möchte Freude erleben,
ein jedes möchte glücklich sein.“
“Das fremde Individuum, das vor dir steht,
das bist du selbst!”